Eine der grössten Herausforderungen für Ingenieure

Ist die Talsperre projektiert und ihre Machbarkeit nachgewiesen, so sind für die Verwirklichung in den meisten Ländern zahlreiche Bewilligungen einzuholen. In der Schweiz vor allem die kommunale oder kantonale Verleihung der Wassernutzungrechte, deren Zweckmässigkeit vom Bundesamt für Wasserwirtschaft überprüft wird. Das gleiche Amt kontrolliert die Projekte auch in bezug auf die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit. Die Bewilligungsbehörde prüft bei grösseren Vorhaben die Auswirkungen auf die Umwelt im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP).

Weiter gilt es, die Finanzierung des Projekts, dessen Erstellungskosten rasch einmal dreistellige Millionenbeträge erreichern können, sicherzustellen und Offerten einzuholen. Nach dem Baubeschluss und der Vergabe treten die Ingenieure, Kader und Bauleute der Bauunteernehmungen und Lieferfirmen auf den Plan. Sie müssen nun die Talsperre technisch einwandfrei, in der verlangten Zeit und zum vereinbarten Preis erstellen. Das erfordert zunächst viel Organisationstalent, sind doch meist Hunderte, oft Tausende von Arbeitern, gewaltige Materialströme und ein Heer von Baumaschinen zu mobilisieren und in ihrer Arbeit über mehrere Jahre zu koordinieren.

Speicherkraftwerke sind oft weitverzweigt; grössere Kraftwerksgruppen umfassen mehrere Stauanlagen und Maschinenzentralen, verbunden mit vielen Kilometern Druckstollen. Stauseen Räterichsboden (rechts), Grimsel (Mitte) und Oberaar (oben) der Kraftwerke Oberhasli (BE).

Nach jaherlangen Vorbereitungsarbeiten beginnt der Bau der Talsperre. Staumauer Gigerwald der Kraftwerke Sargenserland (SG).

Damit eine Bogenstaumauer die Kräfte des Wasserdrucks in die Talflanken ableiten kann, wird vor Beginn der Betonierung ein tiefer Fundamentausbruch gemacht.

Eine Staumauer wird in einzelnen Blöcken erstellt. Eingebaut wird nur Beton ohne Armierungsstahl.

Schutzschild tief im Untergrund

Die Behandlung des Untergrunds ist für die Standsicherheit der Talsperre von grosser Bedeutung. Der projektierende Ingenieur setzt die von Geologen ermittelten Werte über Tragfähigkeit und Durchlässigkeit des Untergrundes in konkrete Baumassnahmen um. Er sorgt dafür, dass die vom Bauwerk an den Untergrund abgegebenen Kräfte mit ausreichender Sicherheit aufgenommen werden können.
Er trifft Massnahmen zur Verfestigung und Abdichtung des Untergrunds: Im Fels durch Bohrungen, in die ein Wasser/Zement-Gemisch eingepresst wird, bei sandigem oder kiesigem Untergrund unter Dämmen durch Zement- oder Toninjektionen. Hier werden auch in Schlitzen erstellte Beton- oder Spundwände angewendet. Weiter werden zum Abbau von Auftriebskräften Entlastungsstollen und -bohrungen ausgeführt.