Hommage an Giovanni Lombardi
Giovanni Lombardi
(Lugano, 28. Mai 1926 – Monte-Carlo, 22. Mai 2017)
Nach seinem Diplomabschluss 1948 als Bauingenieur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich hat Giovanni Lombardi 1955 seine Doktorarbeit in Technischen Wissenschaften zum Thema „Les barrages en voûte mince“ (Schlanke Bogensperren) abgeschlossen, ein Thema, welches seine ganze brillante Karriere geprägt hat. Von 1949 bis 1950 startete er seine berufliche Tätigkeit im Ingenieurbüro von Henri Gicot (Fribourg), danach arbeitete er von 1952 bis 1955 in Frankreich und in Bern als Oberingenieur im Büro von Ing. Dr. h.c. A. Kaech. 1955 gründete er sein eigenes Ingenieur- und Beratungsunternehmen in Locarno (ab 1989 Lombardi AG, Umzug nach Minusio 1993). Von 1989 bis 2013 war er Präsident der Firma Lombardi AG.
Giovanni Lombardi war einer der weltweit bedeutendsten Staudamm-Ingenieure und ein Lehrmeister für eine ganze Ingenieur-Generation, in seinem Land Schweiz sowie auch in den unzähligen Ländern, in welchen er seine Spuren hinterlassen hat. Unter seinen Grossprojekten besonders hervorzuheben ist die 220 m hohe Bogenstaumauer von Contra im Tessiner Verzascatal und die Staumauern von Kops (Österreich), Huites (Mexico), Zimapán (Mexico), sowie die Sanierung zahlreicher Staumauern wie Zeuzier (Kanton Wallis), Kölnbrein (Österreich) und Flumendosa (Italien).
Giovanni Lombardi war ebenfalls ein Mann der Tunnels. Der Gotthard-Strassentunnel (L-17 km) ist sicherlich sein Hauptwerk auf diesem Gebiet, er war aber auch an den Studien und der Realisierung der Tunnels für die Umfahrungen von Neuenburg, Locarno, Luxemburg und Hergiswil (Kanton Luzern) beteiligt. Ebenfalls hat er zur Realisierung des Ärmelkanal-Tunnels und zur Entwicklung des geplanten Gibraltar-Eisenbahntunnels beigetragen, und er war an den Studien für einen Tunnel unter der Strasse von Messina beteiligt. Nicht zu vergessen sind auch die unterirdischen CERN-Anlagen, das nationale Laboratorium von Gran-Sasso und zahlreiche Wasserkraftanlagen.
Von 1979 bis 1985 war er Präsident des Schweizerischen Nationalkomitees für Grosse Talsperren und danach, von 1985 bis 1988, Präsident des Internationalen Komitees für Grosse Talsperren (CIGB). Er war Mitglied des Schulrates der Eidgenössischen Technischen Hochschulen (1967-1983), Verwaltungsratsmitglied der UBS (1980-1996), Ehrendoktor der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (1986) und der Technischen Universität Mailand (2004).
Er ist Autor von über 100 wissenschaftlichen und technischen Publikationen zum Thema Staudämme und Untertagbau. Er trug kreativ bei zur theoretischen Entwicklung und praktischen Umsetzung mehrerer innovativer Ansätze, welche inzwischen zur gängige Praxis im Ingenieurwesen geworden sind, insbesondere: die Definition des Schlankheitskoeffizienten von Bogensperren, die Methode der Kennlinien zur Stabilitätsanalyse von Untertagbauwerken, das Modell FES zur Analyse von Festigkeit und Verformbarkeit von geklüfteten, elastischen und gesättigten Felsmassen, die Methode für die Injektion von Felsmassen GIN (Grouting Intensity Number) und das Modell MIC (Modèle Interprétatif Combiné) für die Überwachung von Talsperren und zur Beurteilung deren Sicherheit.
Giovanni Lombardi’s aussergewöhnliche Karriere wurde gekrönt durch zahlreiche Preise und Ehrungen, u.a. der Swiss Award 2008, den Preis „José Entrecanales Ibarra“ in Madrid 2011, den Titel G.R.E.A.T. (Grouters Dedicated to Research, Education, Advancement of Technology and Service) des Amerikanischen Instituts „Deep Foundations“ (New Orleans) im Februar 2012 und viele mehr.
Das Schweizerische Talsperrenkomitee ist Giovanni Lombardi dankbar für seinen unschätzbaren Beitrag zur Entwicklung im Talsperrenbau. Er hat unser Komitee und den Schweizer Talsperrenbau auf der ganzen Welt zum Erstrahlen gebracht und die Berufung vieler talentierter Ingenieure geweckt, welche heute in seine Fussstapfen treten.
Der Vorstand und die Gemeinschaft der Mitglieder des Schweizerischen Talsperrenkomitees bringt der Familie von Giovanni Lombardi seine aufrichtige Anteilnahme zum Ausdruck.